Häufige Diagnose: Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom (RDS) zählt in Industrienationen zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Eine eindeutige Diagnose hierfür zu stellen, ist allerdings nicht einfach, da die Symptome auch andere Ursachen haben können, die zunächst ausgeschlossen werden müssen. Entsprechend sollten auch Behandlungsansätze individuell zusammengestellt werden.

Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte aller Menschen mit dauerhaften Darmbeschwerden unter einem Reizdarm leiden, wobei Frauen wesentlich häufiger betroffen sind als Männer. Nicht der Darm selbst ist geschädigt, sondern die Funktion ist dauerhaft beeinträchtigt. Die gängige Bezeichnung „Colon irritabile“ ist irreführend, da sich die Beschwerden nicht ausschließlich im Dickdarm (Colon) äußern müssen, sondern häufig im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten können. Wenngleich es sich um keine unmittelbar gefährliche Krankheit handelt, so leiden Betroffene doch körperlich wie auch mental sehr darunter.

Die häufigsten Symptome

Typische Beschwerden eines Reizdarmes sind stechende, teils krampfartig auftretende Bauchschmerzen, die häufig nach dem Stuhlgang nachlassen, ein aufgeblähter Bauch, Völlegefühl, manchmal auch Übelkeit und Sodbrennen und vor allem Durchfall oder Verstopfung. Entsprechend unterscheidet man zwischen Durchfall-Reizdarm, Verstopfungs-Reizdarm oder Reizdarm mit Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung. Grund dafür ist, dass der Nahrungsbrei den Magen-Darm-Trakt zu schnell oder zu langsam passiert. Oft wird eine zu starke Aktivität der Darmmuskulatur durch eine Überempfindlichkeit des Nervensystems im Darmbereich hervorgerufen.

Wann spricht man von einem Reizdarmsyndrom?

Zunächst müssen bei den beschriebenen Symptomen sämtliche organischen Ursachen wie chronische Darmerkrankungen, Darmkrebs, Magen-Darm-Infektionen, Erkrankungen von Leber, Gallenblase, Gallenwegen, Nieren oder Bauchspeicheldrüse wie auch Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsmittel oder Medikamente ausgeschlossen werden. Wenn bei entsprechenden Untersuchungen keine organischen Ursachen festgestellt werden, basiert die Diagnose „Reizdarm“ auf einer von Fachärzten bei den in Rom zusammengestellten „Rom-Kriterien“. Demnach treten die bereits beschriebenen Beschwerden an mindestens 12 Wochen im Jahr auf, nach dem Stuhlgang kommt es zur vorübergehenden Besserung, die Schmerzen beginnen mit einer Veränderung der Stuhlhäufigkeit und -konsistenz. Zudem geht man von einer Verschlechterung unter Stress und einer Besserung bei längerer Entspannung aus.

Was verursacht einen Reizdarm?

Die Ursachen für ein Reizdarmsyndrom sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu definieren. Manche der typischen Veränderungen können auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen vorkommen. Eine Rolle können folgende Faktoren spielen:

  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darms, der schon auf geringe Reize reagiert. Hierfür ist der Botenstoff Serotonin verantwortlich, dessen Ausschüttung bei einem Reizdarm nicht mehr richtig reguliert wird.
  • Veränderte Darmbeweglichkeit (Motilität), die bewirkt, dass der Nahrungsbrei zu schnell oder zu langsam transportiert wird, was zu Durchfall bzw. Verstopfung führen kann. Außerdem entstehen Krämpfe, wenn sich die Darmmuskulatur nicht mehr zur richtigen Zeit zusammenzieht oder entspannt.
  • Infektionen des Magen-Darm-Traktes mit bestimmten Erregern können unter Umständen für einen Reizdarm verantwortlich sein.
  • Nicht selten lässt sich ein Reizdarmsyndrom auf eine Antibiotika-Einnahme bei Infektionen zurückführen.
  • Erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, wodurch Fremdstoffe und Krankheitserreger leichter in den Darm eindringen und dort eine Immunreaktion auslösen können.
  • Psychische Faktoren, insbesondere akuter Stress, aber auch seelische Belastungen und Konflikte oder Traumata sind oft ganz wesentlich an der Entstehung eines Reizdarmsyndroms beteiligt.

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Umstellung der Ernährung

Reizdarm-Patienten müssen zunächst herausfinden, welche Lebensmittel ihre Beschwerden hervorrufen, damit die „Reizauslöser“ aus dem Speiseplan gestrichen werden können. Dabei kann das Führen eines Ernährungstagebuchs hilfreich sein. Grundsätzlich empfiehlt sich eine basenreiche Ernährung, Fertigprodukte sollten ebenso gemieden werden wie besonders fette, blähende und schwer verdauliche Speisen. Auch Süßigkeiten, Koffein, kohlensäurehaltige Getränke, scharfe Gewürze, Alkohol oder bestimmte Milchprodukte können zu den Reizauslösern zählen. Dazu gilt es, einige Grundregeln zu beachten, z.B. langsam und nicht zu heiß oder zu kalt essen, ausreichend trinken (idealerweise Wasser ohne Kohlensäure), eher häufiger kleinere Portionen essen, nicht spät am Abend oder in der Nacht essen und auf Dinge verzichten, die Beschwerden hervorrufen. Eine konsequente Ernährungsumstellung kann zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden und damit Verbesserung der Lebensqualität führen.

Autor: Helmut Hurle

Die hier veröffentlichten Informationen werden nach bestem Wissen weitergegeben. Es handelt sich nicht um Diagnose- oder Therapieanweisungen. Bei dem Verdacht auf eine Erkrankung suchen Sie unbedingt Ihren Arzt oder Heilpraktiker auf. Die Veröffentlichungen dienen zu Ihrer Information und Weiterbildung. Wir schließen die Haftung für Schäden jedweder Art, die durch die Anwendung der Angaben direkt oder indirekt entstehen, aus.

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